TONABNEHMER-TEST AUS STEREO 3/1978
STGRGOLAB J
Genau fünf Jahre nach der Vor-
stellung des damals aufsehen-
erregenden Shure V 15 III prä-
sentierte die amerikanische Fir-
ma Anfang Februar in London
das Nachfolgemodell V 15 Type
IV. Wir haben mit Hochdruck
gearbeitet und die Druckmaschi-
nen
..angehalten",
damit wir
unseren
Lesern
gleich
einen
kompletten
Test
über
diese
interessante
Neuentwicklung
bieten können.
Neuentwicklung und nicht Wei-
terentwicklung muß man dieses
System nennen, denn es wurden
alle wesentlichen Elemente-mit
Ausnahme des laminierten Kerns
vielleicht-völlig neu konstruiert.
Geblieben ist das Prinzip des
bewegten
Magneten (Magnet-
system). auf das Shure zusam-
men mit Elac das bis vor kurzem
abgelaufene Patent hielt. Neu ist
auch das Aussehen, wobei dem
aufmerksamen Betrachter das
im Nadelschutzbügel integrierte
Bürstchen auffällt. Es dient nicht
nur zur Reinigung der Rille, wie
das
bei
ähnlichen
Konstruk-
tionen der Fall ist. sondern stellt
jene geniale Idee dar. die man
von einem der Marktführer unter
den Tonabnehmerherstellern bei
einer Neuentwicklung erwarten
durfte.
Das Bürstchen, dessen .
.Haare"
aus Kohlefiberfasern bestehen,
leitet nicht nur die statischen
Aufladungen ab. die neben den
störenden
„Knacksern"
auch
eine Auflagekrafterhohung um
mehr als 3 mN (0,3 Pond) bewir-
ken sollen - so Shure - sondern
es wirkt auch als .
.Stoßdämpfer".
Der Bügel mit dem Bürstchen ist
beweglich gelagert und besitzt
eine Silikonöldämpfung. Damit
ist nicht nur ein Schutz gegen zu
schnelles Absenken und damit
Beschädigung von Platte und
Nadel gegeben, mehr noch: Die
Tiefenresonanz,
über
deren
schädliche Auswirkung wir des
öfteren berichtet haben, wird
durch diese Konstruktion wirk-
sam bedämpft. Es ist frappant zu
beobachten,
wie
die
beiden
Resonanzspitzen für die hori-
zontale und vertikale Kompo-
nente durch das ausgefahrene
90
STEREO
Tonabnehmer
Shure V 15
Type IV
Bürstchen radikal abgeschnitten
wird (Bild). Dabei wird die Late-
ralresonanz bei 7 Hz (mit SME
30009-27) um 15 dB bedämpft.
Wozu bisher teuere ölgedämpfte
Tonarme nötig waren, ist hier mit
einer preiswerten Konstruktion
am System hervorragend gelun-
gen! Durch die Unterdrückung
der Tiefenresonanz ist das V 15
IV nahezu an sämtlichen Ton-
armen - ob schwer oder Filigran
- optimal zu fahren.
Probleme mit dem Bürstchen
treten nicht auf. Es besitzt eine
definierte Auflagekraft von rund
einem halben Pond (5 mN), die
zur tatsächlichen Kraft der Nadel
bei der Einstellung addiert wer-
den muß. In unserem Fall waren
für saubere Tiefenabtastung von
63 m ohne Bürstchen (0,6 Pond)
nötig, für die Höhenabtastung
von 30 cm/s Schnelle 11 mN
(1,1p):
mit
ausgefahrenem
Bürstchen mußten bei unserem
System rund 4 mN (0,4 p) mehr
eingestellt werden. Seine Aus-
wirkungen auf die Skatingkraft
bleiben bedeutungslos, es trägt
auch nicht zu Abtastverzerrun-
gen bei. Die optimale Auflage-
kraft für dieses System beträgt
nach unseren Messungen genau
10 mN (1
p), mit Bürstchen
müssen rund 5 mN mehr, also 15
mN (1,5 p) am Tonarm einge-
stellt werden.
Aufwendiger
gegenüber
dem
Vorläufer ist das Herzstück, der
Nadeleinschub, ausgeführt
Er
besitzt am verborgenen Ende
eine Art
..Antiresonator"
mit
innerer Dämpfung, der die Auf-
gabe hat, den Frequenzbereich
oberhalb 10 kHz zu .
.begradi-
gen". Bisherige Systeme zeigten
meist hier entweder eine deut-
liche Überhöhung, oder im Be-
reich um 8 kHz eine Senke.
Durch einen Wurmfortsatz aus
Elastomer
(Weichplastik)
er-
reichte der Konstrukteur F. Kar-
lov einen glatten Frequenzgang
von 20 Hz bis 20 kHz. Die Un-
ebenheit im Diagram bei 16 kHz
ist der Meßplatte zuzuschreiben.
Shure garantiert lür jeden Ton-
abnehmer einen Frequenzgang-
verlauf. der innerhalb 2 dB liegt!
Wer so etwas versprechen kann,
der muß die Fertigung sicher im
Griff haben!
Auch am anderen Ende des Na-
delträgers hat sich etwas Neues
getan. Der Abtastdiamant wurde
mit einer neuen Verrundung ver-
sehen, eine „Hyperelipse" mit
sehr
kleinem
seitlichen
Ver-
rundungsradius und begrenzter
Auflagefläche an
den
Rillen-
flanken. Auf den dadurch höhe-
ren Druck und den möglichen
Plattenverschleiß
angespro-
chen. entgegnete uns Entwick-
lungschef „Bernie" Jacobs: ,,Bei
Lebensdauertests
mit
sphäri-
schen, hyperbolischen und hy-
perelliptischen
Schlifformen
konnten
keine
unterschiedli-
chen
Verschleißerscheinungen
festgestellt werden. ."
Den vertikalen Spurwinkel wollte
Shure beim V 15 IV auf die DIN-
Empfehlung von 20° festlegen.
Wie unsere Meßergebnisse zei-
gen. liegt er mit 26 Grad am
Toleranzende
der
DIN-Forde-
rung. Das FIM-Verhalten ist als
gut zu bezeichnen.
Zum Hörtest: Deutlich ist die
Verwandtschaft zum Vorläufer
Type III trotz der erheblichen
konstruktiven Änderungen fest-
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